Dass sich der Osterhase und die Ostereier allgemein durchsetzen konnten, liegt an der findigen Wirtschaft. Ohne Süßwaren-Industrie, Kinderbücher und Postkarten wäre die rasante Verbreitung des Oster-Langohrs gar nicht möglich gewesen.
Süßwaren-Industrie schafft ein Saisonprodukt
Im 19. Jahrhundert wurde entdeckt, dass man aus den Zuckerrüben, Zucker gewinnen kann. Durch das Osterfest gewann die Süßwaren-Industrie eine neue Absatzmöglichkeit, die im Laufe der Zeit das Fest von Weihnachten sogar übertraf! Hasen in jeder Form, immer aber als Süßigkeit, schufen ein Saison-Produkt, ähnlich dem Weihnachtsmann aus Schokolade. Das Gleiche trifft natürlich auch auf die verschiedenen Sorten von süßen Ostereiern zu.
Ostergeschichten in Kinderbüchern
Auch die Kinderbücher verbreiteten den Glauben an den Osterhasen überkonfessionell. Sie handelten von Hasen, die wie Menschen in Familienverbänden zusammenlebten. Literarisch, gezeichnet oder gemalt, wurde erzählt, dass sie das ganze Jahr über mit nichts anderen beschäftigt waren, als für die braven Kinder schöne Ostereier zu produzieren. Das verwundert nicht, mussten doch sehr viele Ostereier und Süßigkeiten für Ostern hergestellt werden.
Ostergrüße auf Osterkarten
Der Osterhase, der die Ostereier versteckte, wurde auf den Postkarten abgebildet. Sie trugen zur Verbreitung ganz wesentlich bei. Die Postkarten, die man sich zu Ostern schrieb, die Ostergrüße, verbreiteten nicht nur – den mitunter kitschig dargestellten – Osterhasen, sie zeigten auch den Charakter dieses Festes. Es handelte sich um ein verweltlichtes Fest, das nicht viel mit dem Christentum zu tun hatte. Man feierte es im engen bürgerlichen, familiären Kreis und grüßte auch entfernt Bekannte schriftlich, kühl und distanziert, mittels der Postkarte. Einige frühe und interessante Beispiele von Postkarten Anfang des 20. Jh. finden Sie hier.
Ein Brauch ohne Glauben
Bemerkenswert ist beim Osterhasen und seinem Ostereierverstecken, dass es sich um einen Brauch ohne Glauben handelt. Das bedeutet, dass er sich überkonfessionell verbreitet hat, unabhängig von den Kirchenvätern, bei welchen der Hase verpönt war. Der Osterhase tritt genauso auf, wie es die Nikolauslegende für den heiligen Nikolaus vorschrieb, nämlich heimlich und unerkannt zu schenken. Auch das „Christkind“ und der „Weihnachtsmann“ halten sich an diese Regel.
Tatsächlich sind in der zeitlichen Nähe vor Ostern oft wild lebende Hasen zu sehen, da sie genau in dieser Zeit des Frühlings beginnen, ihr Nest zu bauen. Aber in der Nähe von Ostereiern traf man nie den Osterhasen an, vielleicht hatte man im Augenwinkel gerade noch etwas davonhuschen gesehen.
Verhältnis: Osterhase und Ostereier
Ein heiteres Gedicht von Eduard Mörike beschreibt das Verhältnis der Ostereier zum Osterhasen:
Die Sophisten und die Pfaffen
stritten sich mit viel Geschrei:
Was hat Gott zuerst erschaffen
wohl die Henne, wohl das Ei?
Wäre das so schwer zu lösen?
Erstlich ward das Ei erdacht,
doch, weil noch kein Huhn gewesen,
Schatz, so hat’s der Has’ gebracht.
(Eduard Mörike, deutscher Erzähler, Lyriker, Dichter – 1804 – 1875)
Quellen
- Wikipedia (zuletzt aktualisiert: 8. April 2022) „Der Osterhase„
- Brauchtum.de, Vom „Magnus dei“ zum „Lepus paschalis“? (Vom „Lamm Gottes“ zum „Osterhasen“? – aufgerufen am 06.09.2022).
- Aphorismen.de, Gedicht zum Thema: Streit (aufgerufen am 06.09.2022).
- Beitragsbild: Hasenpaar, Pixabay.
- Schokoladeneier, Pixabay.
- Osterhasenumarmung, Pixabay.
- Osterfamilie, Pixabay.