Lughnasadh – Erntebeginn und Herbstbeginn

Das Fest Lughnasadh (auch Lugnasad, Lughnasa) wird am 1. August gefeiert, beginnt aber schon am Vorabend in der Nacht zum 1. August. Der Grund besteht darin, dass früher der keltische Tag mit dem Sonnenuntergang begann. Lughnasadh markiert den Herbstbeginn und den Beginn der Erntezeit. Es ist deshalb dem Element der Erde zugeordnet.

Lughnasadh ist das dritte Fest, der vier großen irischen Feste: Imbolc (auch Imbolg, 1. Februar), Beltane (1. Mai) und Samhain (1. November).

Tod des Lichtes, Lughnasadh

Man findet unterschiedliche Übersetzungen des altirischen Wortes. Lughnasadh wird mit dem „Tod des Lugh“ oder „Tötung des Lugh“ übersetzt1, aber auch als Hochzeit des Lichts oder Fest des Lugh, also dem Gegenteil. Denn Lugh bedeutet der Helle, der Scheinende und ist der irische Sonnengott. Er gehört zu den höchsten keltischen Göttern.

Tatsächlich zieht sich das Licht im Herbst zurück. Auch wenn uns der 1. August als sehr früh für einen Herbstbeginn erscheint, ist die Sonne, das Licht, also Lugh auf dem Weg, sich zurückzuziehen. Es hat den Zenit, seinen höchsten Punkt am 21. Juni, schon längst überschritten. Bei uns gehört der August zum Sommer, doch auch wir bemerken im August, dass die Tage wieder kürzer geworden sind.

Lughnasadh
Schon im August werden die Tage spürbar kürzer.

Mythologie – Lugh und seine Ziehmutter

Die mit diesem Fest zusammenhängende Mythologie erzählt, dass die Ziehmutter und Amme von Lugh Tailtiu hieß und als Königin über ein mythisches Volk, die Fir Bolg, herrschte. Die Kelten verehrten sie als Fruchtbarkeitsgöttin, Getreidegöttin und Erdmutter. Ihr Mann starb in der legendären Schlacht in der Ebene Mag Tuired. Tailtiu war also verwitwet und sorgte dann für den Gott oder Held Lugh, den man ihr anvertraute. Lugh war ihr, seiner Ziehmutter, sehr zugetan und verehrte sie.

Tailtiu überarbeitete sich bei der Feldarbeit und legte sich nieder, um zu sterben. Durch ihre aufopferungsvolle Arbeit und ihren Tod konnten die Menschen auf der Grünen Insel ihre Felder bestellen und vom Ertrag leben. Lughnasadh ist ein Fest des Lebens und des Todes.

Beginn der Erntezeit – Schnitterfest

Lughnasadh - Beginn der Ernte
Ein Teil der Ernte verblieb auf den Feldern – Opfer für die Götter.

Die Ernte ist verbunden mit dem Tod, denn man schneidet die Erntepflanzen ab. An Lughnasadh schneidet man einen Teil des ersten Getreides rituell und belässt ein Teil auf dem Feld für die Götter. Die Ernte dauerte mehrere Wochen – das Getreide mussten die Menschen mit ihren Händen ernten, schneiden und zusammenbinden. Mit Lughnasadh beginnt also erst die Ernte, d. h. die mühsame Arbeit steht noch bevor. Ende September musste sie abgeschlossen sein und das Getreide unter einem schützenden Dach liegen. Die Erntezeit war eine kritische Zeit. Jeder hoffte, dass ein Regen, der die Ernte schnell verderben konnte, ausblieb.

Jede Ernte zeigt beide Prinzipien, der Tod der (geschnittenen) Pflanzen, die sich, wie die Erdmutter und Getreidegöttin Tailtiu, auf die Erde niederlegen. Jedoch als Nahrung dienen sie dem Fortleben der Menschen und als Saat dem neu entstehenden Leben.

Brotfest aus der ersten Ernte

Das Brot aus der ersten Ernte
Das erste Brot aus dem frisch geschnittenen Getreide soll eine besondere, spirituelle Kraft beinhalten.

Das Fest Lughnasadh ist die Zeit der Freude über die ersten Früchte. Man nennt es auch „Fest der ersten Früchte“. Das erste Brot wird aus dem rituell geschnittenen Getreide gebacken, geopfert und rituell verspeist. Diesem Brot wird eine besondere, auch spirituelle Kraft nachgesagt. Deshalb nennt man das Fest auch „Lammas“ (Laib-Masse, wo der erste Laib Brot geweiht wurde). Ein Teil der Samen wird zurückgehalten, um im nächsten Jahr wieder als Saat zu dienen. Das Fest wurde früher auch als großes Schlachtfest begangen, sportliche Wettkämpfe veranstaltet und ein großes Feuer entfacht, mit rituellen Aufführungen.

Das Backen von Brot praktizieren einigen Neuheiden heute immer noch. Auch das Binden von Sträußen aus den verschiedenen Getreidesorten, Gräsern und Blumen gehört dazu. Man hängt sie auf und versieht sie mit einem Band, auf dem man seine Wünsche schreiben konnte. Zur Ernte und den Früchten von Lughnasadh gehört jede Form von Getreide oder Mais, des Weiteren auch Früchte von den Feldern und Gärten.

Trauungen an Lughnasadh

Neben Beltane werden auch an Lughnasadh neo-keltische Trauungen vollzogen, vorerst für 1 Jahr und 1 Tag. Das geschieht in Anlehnung an einen traditionellen Brauch, wo sich in diesem ersten Jahr herausstellte, ob die beiden Eheleute zusammenpassen. Das bedeutete aus traditioneller Sicht Fruchtbarkeit, nämlich innerhalb eines Jahres gemeinsam ein Kind zu zeugen oder zu empfangen. Gelang dies nicht, kam es zur Trennung.

Lughnasadh – Gedenken an den Tod

Lughnasadh ist auch ein Tag, an welchen man den Tod würdigte. Daher wurden früher die Gräber geschmückt. Sie zeugten von der mühsamen Arbeit der Vergangenheit. An diesem Fest erlebten und wertschätzten die Menschen eine unmittelbare Nähe von Tod und Wiedergeburt, Opfer und Transformation.

Denn der kleine Keim, der im Frühjahr gepflanzt wurde, wuchs im Laufe des Sommers heran. Nun ist es Zeit zu sterben und den Zyklus zu beenden, damit andere weiterleben können. Tod und Leben gehören untrennbar zusammen. Die Ernte beendet diesen Prozess der Wandlung und setzt den Keim für den Beginn des nächsten Zyklus.

Quellen

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