Die Walpurgisnacht

Der 1. Mai ist ein facettenreicher Tag. Am 30. April, in der Nacht zuvor, wird die Walpurgisnacht gefeiert. Zum gleichen Zeitpunkt beginnt das Fest Beltane, das aber länger dauert und den 1. Mai mit einschließt.

Zahlreiche regional voneinander abweichende Bräuche und Traditionen ranken sich um den 1. Mai und die Walpurgisnacht. Das Aufstellen des Maibaums, die Wahl der Maikönigin verweisen auf ein Fest des Frühlings und der Fruchtbarkeit. Der Erste Mai ist auch ein gesetzlicher Feiertag, der „Tag der Arbeit“, der z. T. mit Kundgebungen begangen wird. 

So viele festliche Anlässe und geschichtliche Strömungen führen leicht zur Verwirrung. Es wird also höchste Zeit, hier ein bisschen Aufklärung und Ordnung zu schaffen. Wir beginnen mit der Walpurgisnacht, dem schamlosen Treiben der Hexen.

Die heilige Walburga – Namensgeberin

Die Walpurgisnacht (auch Sankt-Walpurgisnacht) ist ein traditionelles Fest, das man vor allem in Nord- und Mitteleuropa feierte. Man nennt dieses Fest auch Hexenbrennen, denn große Feuer wurden entfacht. Die Walpurgisnacht wird am 30. April gefeiert, also in der Nacht zum 1. Mai.

St. Walburg in Eichstätt
Kloster St. Walburg in Eichstätt, benannt nach der Heiligen Walburga.

Der Name dieses Festes leitet sich von der Heiligen Walburga (auch Walpurgis) ab. Walburga (geboren um 710) war eine Benediktinerin und später Äbtissin. Sie lebte in Großbritannien und überquerte den Ärmelkanal, nachdem ihr Bruder Wunibald sie für eine Mission überzeugen konnte. Ihre neue Heimat befand sich zuerst in Tauberbischofsheim (Baden-Württemberg), wo sie ein Kloster leitete. Im Mittelalter war ihr Gedenktag am 1. Mai. Jetzt ist es der 25. Februar, ihr vermuteter Todestag.

Heilig wurde Walburga deshalb gesprochen, weil sie mehrere Kranke heilte. Sie ist die Schutzheilige gegen Krankheiten und Seuchen, Tollwut, Hungersnot und Missernte. Sie ist Patronin der Kranken, der Wöchnerinnen und der Bauern. Auch die Seefahrer verehrten die Heilige Walburga als Schutzheilige. Denn bei einer stürmischen Überfahrt auf dem Ärmelkanal geriet das Schiff in Seenot. Walburga befand sich die gesamte stürmische Überfahrt auf Deck und betete, bis sie das Festland unversehrt erreichten.

Die Heilige Walburga war eine bedeutende Frau, die nach dem Tod ihres Bruders Wunibald, die Leitung seines Männerklosters in Heidenheim übernahm. Später kam ein Frauenkloster hinzu. Diese Doppelleitung hat sie wohl sehr bekannt gemacht. Heute sind ihre Reliquien (Gebeine) im Kloster St. Walburg in Eichstätt (Bild oben) bestattet. Dort lebte auch ihr anderer Bruder Willibald. Willibald gründete das Bistum Eichstätt.

Die neun Tage vor dem 1. Mai wurde ursprünglich als Walpurgistage bezeichnet. Das Läuten der Glocken sollten die Hexenumtriebe abwehren. Insbesondere in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai waren nämlich Hexen unterwegs, insbesondere auf dem Blocksberg (Brocken im Harz).

Walpurgisnacht – Hexensabbat auf dem Blocksberg

Walpurgisnacht Kupferstich
Kupferstich von W. Jury (1829): Die Walpurgisnacht. (Unten in den Quellen wurde das Bild mit seiner Origninalgröße verlinkt.)

Die Hexen zu dem Brocken zieht,
Die Stoppel ist gelb, die Saat ist grün.
Dort sammelt sich der große Hauf,
Herr Urian sitzt oben auf.
So geht es über Stein und Stock,
Es farzt die Hexe, es stinkt der Bock.

(FAUST I, Szene Walpurgisnachttraum, Johann Wolfgang von Goethe)

In der Nacht zum 1. Mai machen sich furchterregende Gestalten auf ihren Besen auf zum Blocksberg. Der Grund ist die Walpurgisnacht. 

Mit dem Teufel und den Geschöpfen der Nacht 
feiern die Hexen ihren Hexensabbat. 

Dieses nächtliche Treffen der Hexen und Hexer ist geheim. Deshalb wählt man einen abgelegenen Ort, einen hohen Hügel, um sich mit dem Teufel auf dem Hexentanzplatz zu treffen. Der Blocksberg im Harz ist solch ein Ort. Auch heute wird er in der Walpurgisnacht zum Treffpunkt für Hexen, Teufel und anderer finsterer Wesen aus ganz Nord- und Mitteleuropa. 

Vermählung Hexe und Teufel in der Walpurgisnacht
Vermählung von Hexe und Teufel.

Der Sage nach, versammeln sich die Hexen in Thale auf dem Hexentanzplatz, um mit diversen Fluggeräten: Besen, Mistgabeln, Schaufeln, zum Brocken zu fliegen.

Zuvor reiben sie sich mit einer Hexensalbe ein, die heute als Rauschmittel eingestuft wird. Sie besteht aus mehreren Zutaten, z. B. Mutterkorn, Misteln, Bilsenkraut, Johanniskraut, Stechapfel, Tollkirsche, Schierling. Der von der Hexensalbe verursachte starke Rauschzustand vermittelt das Gefühl des Fliegens und regt nicht nur die sexuelle Fantasie an.

Große Feuer auf dem Hexentanzplatz wurden entfacht. Finstere Gestalten tanzen um das Feuer herum. Dabei kommt es zu sexuellen Ausschweifungen mit dem Teufel. Erkennen kann man die Hexen durch das Hexenmal und ihre Fähigkeit zu zaubern. Das winkt als Belohnung für die Vermählung mit dem Teufel.

Die Walpurgisnacht ist im Satanismus einer der wichtigsten Feiertage.

Walpurgisnacht – vorchristliche Wurzeln

Das Fest am 30. April wurde erst im Nachhinein umbenannt und als Walpurgisnacht bekannt. Es war also kein christliches Fest und ist es bis heute nicht. Es hat einen heidnischen Ursprung. Trotz der Versuche, eine Umdeutung durch die Heilige Walburga zu erzielen, schaffte es die Kirche nicht, dieses Fest mit christlichen Inhalten zu füllen und neu zu interpretieren. Einzig der Name hat sich durchgesetzt.

Schaurige Geschichten über Hexen, die den nackten Hintern des Teufels küssen, verbreiten sich leichter und scheinen interessanter. Deshalb nennt man die Walpurgisnacht auch Hexennacht.

Walpurgisnacht - Hexe auf Besen
Hexen auf dem Weg zum Blocksberg.

Die Wurzeln dieses Festes reichen weit zurück, bis in die vorchristliche Zeit. Das Fest hat germanische Wurzeln und war ursprünglich ein Frühlingsfest. Das Ende des Winters wurde gefeiert und die Hochzeit des Gottes Wotan (bzw. Odin). Man vertrieb die bösen Geister des Winters.

Mit Tänzen und Ritualen vertreiben auch heute die Menschen den Winter. Um Mitternacht ist der ganze Spuk vorbei und die Maienkönigin, die Göttin des Sommers, übernimmt das Feld.

Das alte germanische Frühlingsfest hat eine starke Verbindung zum Beltane Fest. Das Beltane Fest ist im irischen Kalender der Sommeranfang. Es ist die Zeit, an der die schöne Jahreszeit beginnt.

Beltane, das Fest der schönen Jahreszeit

Beltane wird am 1. Mai gefeiert. Das Fest beginnt aber am Vorabend, dem 30. April. Das Beltane Fest gehört mit Imbolc (1. Februar) Lugnasadh (1. August) und Samhain (1. November) zu den vier großen irischen Festen.

Dies ist die Beltane Nacht,
wo unser Zauber das Feuer bewacht.
Den Eichenkönig aus Totenreich,
hexten wir Leben aufs Neu‘ sogleich.
Dies ist die Beltane Nacht,
wo jede Hexe übers Leben wacht.
So war es und wird es immer sein,
solang‘ Hexen singen den Zauberreim.

(Hexen Fibel, Stefan Paech, 2000)

Hexentanz Walpurgisnacht

Auch zu Beltane werden große Feuer, die sogenannten Bel-Feuer, entfacht. Sie kündigten das Fest des Fleisches und der Fruchtbarkeit an. Das Fest wurde nach dem Gott Baal benannt. Der Gott Baal hat eine enge Beziehung zu Beelzebub bzw. Baal-Sebub (Herr der Fliegen). Im Neuen Testament ist Baal eine Bezeichnung für den Teufel.Auch den Hirtengott Pan bringt man gerne mit den rauschenden, wollüstigen Festen in Verbindung. 

Die Parallelen zur Walpurgisnacht sind nicht zu übersehen, was kein Wunder ist, denn es handelt sich um das gleiche Fest.

Es gibt einige Analogien zu den heutigen Traditionen, wie zum Beispiel den „Tanz in den Mai“ oder dem Osterfeuer, obwohl es hier ordentlicher und gesitteter zugeht. Aus dem Hexentanz wurde ein Volkstanz. 

Der Tanz in den Mai und der Maibaum sind vermutlich keltischen Ursprungs. Denn die Kelten schmückten ihre Häuser und Ställe mit frischem Grün und Blumen. Auch sie hatten einen Maibaum, Mai-Lehen und eine Maikönigin. Die Maikönigin korrespondiert mit der Fruchtbarkeitsgöttin. Als Personifizierung des Frühlings führt die Maikönigin feierliche Umzüge an.

Später wurde dieses Fest von den Neuheiden wiederbelebt und neu interpretiert, insbesondere von den Wicca. An diesem Fest wurde die mystische Vereinigung von Gott und Göttin gefeiert.

Traditionen und Bräuche

Maibaum
Maibaum geschmückt mit Kränzen und Bändern.

Um den 1. Mai ranken sich viele Traditionen. Sie unterscheiden sich von Ort zu Ort, haben aber einige gemeinsame Elemente.

Der Maibaum, welcher aufgestellt und mit Bändern und Kränzen geschmückt wird, ist ein Fruchtbarkeitssymbol. Er handelt sich meist um eine Birke, die man zu Walpurgis aus dem Wald holt. Mancherorts wird sie vor das Haus der Liebsten gestellt. Ein verbreiteter Brauch besteht darin, in der Dorfmitte um den Maibaum zu tanzen.

In vielen Orten Deutschlands wird in der unmittelbaren Nähe des Maibaums das schönste Mädchen zur Maikönigin gewählt. Mancherorts gehört auch die Wahl eines Maikönigs dazu. Nach der Krönung wird die Maikönigin entweder an den Meistbietenden versteigert oder dem gewählten Maikönig übergeben, je nach Brauchtum. In manchen Gemeinden des Rheinlandes ist die Wahl der Maikönigin und des Maikönigs so wichtig, dass sogar die Zeitungen davon berichten.

Das, was man bei einer Versteigerung erzielte, nahm man früher für weniger begehrten Mädchen her, um sie bei der Aussteuer zu unterstützen. Mancherorts wurde vor der Versteigerung Strohpuppen verbrannt, die nach dem Ebenbild der Maikönigin des Vorjahres gefertigt wurden.

Maibaum_Ausschnitt.jpg
Ausschnitt von einem Maibaum – liebevolle Schnitzereien.

In der vorchristlichen Zeit sollten Liebesakte auf den Feldern die Fruchtbarkeit in die Erde bringen. Im Wendland (im östlichen Niedersachsen) gibt es Monolithen, die man als versteinerte Brautpaare interpretierte, zum Beispiel in Woltersdorf und Trebel. Man erzählt sich, dass junge Mädchen mit entblößten Genitalien über diese Steine rutschten, um sich währenddessen ihren Liebhaber zu wünschen.

Bei den Bräuchen geht es sehr oft um junge Paare. Denn sie stehen symbolisch für die menschliche Gemeinschaft. Gereinigt sind alle, die durch zwei Walpurgisfeuer hindurch gehen. Auch wird sie keine Seuche heimsuchen. Hier besteht eine Verbindung zur Heiligen Walburga, die eine Schutzheilige gegen Pest, Husten und Tollwut ist.

Der Erste Mai – gesetzlicher Feiertag

Der Erste Mai zeigt viele Facetten. Er hat geschichtlich weltweit eine starke gesellschaftspolitische Prägung erfahren. Mit ihm verknüpft werden die Massendemonstrationen in Nordamerika (1886) und Australien (1856), wo Arbeiter den Achtstundentag forderten. Auch Generalstreiks für bessere Arbeitsbedingungen und einer besseren Bezahlung wurden am Ersten Mai veranstaltet. 

Teilweise forderten die Streiks viele Opfer, da es zwischen der Polizei und den Demonstranten zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kam. Zum Gedenken an die Opfer wurde der 1. Mai 1889 als Kampftag der Arbeiterbewegung ausgerufen. Seit 1890 wird dieser Protest- und Gedenktag mit Massendemonstrationen und Massenstreiks auf der ganzen Welt begangen.

Deshalb wird der Erste Mai auch als Tag der Arbeit, Tag der Arbeiterbewegung, internationaler Kampftag der Arbeiterklasse oder als Maifeiertag bezeichnet. 

Der Erste Mai ist seit 1933 durch die Nationalsozialisten ein gesetzlicher Feiertag, die ihn aber für ihre Zwecke umdeuteten. Sie nannten ihn den Tag der nationalen Arbeit und feierten die Zerschlagung der freien Gewerkschaften. Die Maifeiern dienten der nationalsozialistischen Propaganda. Nach dem Zweiten Weltkrieg ab 1946 durften – wenn auch vorerst durch die Alliierten eingeschränkt – Maikundgebungen durchgeführt werden. 

Der Feiertag am 1. Mai hat je nach Bundesland unterschiedliche Bezeichnungen. Nordrhein-Westfalen bezeichnet ihn (verkürzt) als „Tag des Friedens und der Völkerversöhnung“. In Hessen heißt er „Feiertag aller arbeitenden Menschen“.

Der 1. Mai ist fast auf der ganzen Welt ein Feiertag: in weiten Teilen Europas, Afrikas, Amerikas und Asiens.

Quellen und Einzelnachweise

1 Vgl. Wikipedia (zuletzt aktualisiert: 26. Januar 2022), Baal (Gott).

  • Ebd. (zuletzt aktualisiert: 15. Februar 2022), Walburga.
  • Ebd. (zuletzt aktualisiert: 23. November 2020), Beltane.
  • Ebd. (zuletzt aktualisiert: 01. April 2022), Wikipedia: Walpurgisnacht.
  • Ebd. (zuletzt aktualisiert: 08. Juli 2021), Maikönigin.
  • Ebd. (zuletzt aktualisiert: 08. Januar 2022), Erster Mai.
  • Deutscher Gewerkschaftsbund (veröffentlicht am 11.04.2022), Tag der Arbeit: Geschichte des 1. Mai. Vom Kampftag zum Feiertag.

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