Gedenktage im November: Allerheiligen, Allerseelen, Totensonntag …

Man könnte den November als jenen Monat bezeichnen, in welchem verstärkt an die Toten gedacht wird. Doch worin unterscheiden sich die Gedenktage: Allerheiligen, Allerseelen, Totensonntag, (auch Ewigkeitssonntag) und Volkstrauertag? Wann feiert man sie? Und vor allem: Welchen Sinn haben diese Feiern für den Menschen – unabhängig davon ob Alt und Jung – in der heutigen Zeit?

Allerheiligen am 1. November

Allerheiligen fällt auf den 1. November und liegt daher in zeitlicher Nähe zu Allerseelen, das einen Tag später, am 2. November gefeiert wird. Durch diese zeitliche Nähe wird Allerheiligen oft mit dem Totengedenken in Verbindung gebracht. Aus gleichem Grund werden schon zu Allerheiligen die Gräber der Angehörigen geschmückt. Doch streng genommen handelt es sich um keinen Trauer- oder Totengedenktag, sondern um ein Fest, an welchen den Heiligen gedacht wird.

Allerheiligen
Der Heilige Franziskus gründete eine Gemeinschaft, half den Armen und sorgte für Frieden.

Aufgrund der steigenden Zahl von Heiligen in früheren Zeiten wurde es schwierig jeden Heiligen zu gedenken. Daher legte man diesen christlichen Gedenktag auf einen Tag, an dem allen Heiligen gedacht werden soll, und zwar auf den ersten Tag im November, den man Allerheiligen nannte, zumindest in der katholischen Kirche. In der evangelischen Kirche gedenkt man ebenfalls an diesem Tag den Heiligen, doch man bezeichnet ihn als den Gedenktag der Heiligen.

Allerdings lehnt die evangelische Kirche eine Heiligenverehrung ab. Daher werden die Heiligen nicht – wie in der römisch-katholischen Kirche üblich – um Hilfe gebeten. Denn nur der dreieinige Gott darf angerufen und um Hilfe gebeten werden. Vielmehr sind die Heiligen in der evangelischen Kirche Vorbilder und Beispiele, wie Gott den gläubigen Menschen hilft.

Allerheiligen ist in einigen katholisch geprägten Ländern ein gesetzlicher Feiertag, z. B. in Teilen der Schweiz, in Teilen Deutschlands, in Österreich und Liechtenstein. In einigen deutschen Bundesländern, und zwar in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Saarland und der Rheinland-Pfalz, ist Allerheiligen ein stiller Feiertag. Das bedeutet, dass keine Tanzveranstaltungen gestattet sind, ebenso keine laute Musik.

Allerheiligen bzw. der Gedenktag der Heiligen ist ein Tag, an welchen die Menschen über ihren Glauben reflektieren und darüber nachdenken können, wie sie ihren Glauben und christlichen Werte praktisch leben und faktisch umsetzen.

Brauchtum. Allerheiligenstriezel

Ein sehr schöner Brauch im süddeutschen Raum ist das Verschenken eines Allerheiligenstriezel (in der Oberpfalz: Strietzl). Dabei handelt es sich um einen geflochtenen Hefezopf mit Hagelzucker oder Streuseln bestreut. Tauf- oder Firmpaten verschenken ihn an ihre Patenkinder.

Allerseelen am 2. November

Allerseelen ist ein Gedenktag der römisch-katholischen Kirche an alle Verstorbenen. Er wird einen Tag nach Allerheiligen gefeiert, am 2. November. Durch Gebete, Fürbitten und Ablässe gedenken die Menschen aller armen Seelen im Fegefeuer. Das Fegefeuer ist ein Ort der Reinigung (Läuterung) für alle Seelen, die nicht als „heilig“ unmittelbar im Himmel aufgenommen werden. Der Allerseelenablass hat in der römisch-katholischen Kirche eine besondere Bedeutung.

Allerseelen ist kein gesetzlicher Feiertag.

Allerseelen und Allerheiligen
An Allerseelen, oft schon an Allerheiligen, werden die Gräber der Angehörigen geschmückt.

Brauchtum: Friedhofsbesuche und Gräbersegnung

An Allerseelen sollen die Gräber schön geschmückt und hergerichtet sein. Denn zum Brauchtum gehört ein Besuch der Gräber von Angehörigen und nahestehenden Menschen. Auch die Segnungen der Gräber auf dem Friedhof sind ein sehr alter Brauch.

Oft beginnt die Segnung der Gräber mit einer Andacht, die in der Friedhofskapelle stattfindet. Manchmal werden in der Andacht oder Messe die Namen der Verstorbenen, die der Gemeinde angehörten und im letzten Jahr verstorben waren, laut vorgelesen. Auf den – meist schon an Allerheiligen – geschmückten Gräbern brennen Grablichter. Sie werden im Anschluss an die Andacht durch einen Priester (oder eine anderweitig autorisierte Person) gesegnet mithilfe von Weihrauch und Weihwasser. Manchmal findet diese Segnung auch nachmittags an Allerheiligen statt, einen Tag vor Allerseelen.

Brauchtum: Gebäck für die Verstorbenen

In vielen Regionen Süddeutschlands war es üblich, Gebildebrote und Gebäck auf die Gräber zu legen. Die Speisen waren für die Verstorbenen bestimmt, die an diesem Tag das Fegefeuer verlassen durften, um sich zu stärken und sich auszuruhen. Vermutlich leitete sich dieser Brauch aus einem heidnischen Brauch ab, da es schon in der vorchristlichen Zeit gängiger Brauch war, den Verstorbenen auf den Friedhöfen Speisen und Getränke zu bringen.

Dass sich die Verstorbenen an diesem Tag aus ihren Gräbern erheben, umherwandern und ihre Angehörigen aufsuchen, ist ebenfalls eine sehr alte, vorchristliche Vorstellung. Auch an Samhain und an Halloween, die beide in der Nacht vom 31. Oktober zum 1. November gefeiert werden, gibt es diesen Gedanken: An diesem Abend bzw. in dieser Nacht sind die Grenzen zur Anderswelt durchlässiger, sodass die Toten in die Welt der Lebenden gelangen können.

Allerseelen: Gebäck für die Toten
Ein Beispiel für Gebildebrote sind liebevoll geformte Schweinsköpfe aus Hefeteig.

Totensonntag oder Ewigkeitssonntag

Der Totensonntag oder Ewigkeitssonntag ist ein Gedenktag der evangelischen Kirche an die Verstorbenen. Es handelt sich um den letzten Sonntag des zu Ende gehenden Kirchenjahres. Das neue Kirchenjahr beginnt stets mit dem ersten Adventssonntag. Deshalb fällt der Totensonntag bzw. Ewigkeitssonntag auf ein Datum zwischen dem 20. und dem 26. November.

Aus Rücksichtnahme auf den Totensonntag beginnen viele Weihnachtsbeleuchtungen und Weihnachtsmärkte in der Folgewoche, vor dem 1. Advent.

Dieser Tag hat zweierlei Ausrichtungen, wozu sehr gut die beiden Bezeichnungen passen, die synonym verwendet werden:

  • Die Bezeichnung „Totensonntag“ legt den Schwerpunkt darauf, den Verstorbenen zu gedenken. Die Art des Feierns wird meistens den Kirchengemeinden überlassen. Daher gibt es unterschiedliche Variationen der feierlichen Elemente. Oft werden die Namen der Verstorbenen des vergangenen Kirchenjahres verlesen, welche in der entsprechenden Gemeinde lebten. Es gibt mancherorts Gottesdienste auf Friedhöfen. Weit verbreitet ist der Brauch, die Gräber mit Blumen zu schmücken und die Angehörigen auf dem Friedhof zu besuchen.
  • Die Bezeichnung „Ewigkeitssonntag“ legt den Schwerpunkt darauf, in die Zukunft zu blicken, auf die Auferstehung (Jüngster Tag), die Wiederkunft Christi und das ewige Leben im Reich Gottes.

Beide Anlässe sind gleichberechtigt und gehören zusammen:

  • Gedenken an die Verstorbenen und Trostspendung der Trauernden;
  • Gedenken an den Tod und die Vorausschau auf ein ewiges Leben.

Volkstrauertag

Der Volkstrauertag ist kein christlicher Gedenktag, sondern ein staatlicher Gedenktag, der ebenfalls zu den stillen Gedenktagen zählt, an welchen laute Musik und Tanz verboten sind. Er findet seit 1952 genau eine Woche früher als der Totensonntag statt, also zwei Sonntage vor dem 1. Advent.

Am Volkstrauertag werden Zeremonien abgehalten, die an Opfer von Gewalt und Krieg aller Nationen erinnert. Die Gedenkstunde findet im Deutschen Bundestag statt. Der Bundespräsident hält eine Rede. Anwesend ist der Bundeskanzler, das Kabinett und diplomatische Vertreter anderer Länder. Fester Bestandteil ist u.a. auch die Nationalhymne.

In Anlehnung an die Gedenkstunde werden in vielen Städten und Gemeinden aller Bundesländer ebenfalls Gedenkstunden und Kranzniederlegungen vorgenommen.

Sinn und Zweck von Gedenktagen in der heutigen Zeit

Allerheiligen, Allerseelen
Die Schönheit der Natur im Werden und Vergehen

Der November ist ein passender Monat, um das Thema Sterben, Vergänglichkeit und Tod wieder in das Zentrum des eigenen Fokus zu rücken. Das ist völlig unabhängig davon, ob und welchem Glauben wir angehören.

Denn der November zeigt uns die Vergänglichkeit der Natur, die sich im Herbst zurückzieht. Die Natur, zu der auch der Mensch gehört, befindet sich in einem Wechselspiel von Entstehen und Vergehen, von Kommen und Gehen, von Geburt und Sterben, von Leben und Tod. Ohne Tod gibt es keine Erneuerung, keine Veränderung und demzufolge kein Leben.

Doch normalerweise wird der Tod tabuisiert und in die Krankenhäuser und Pflegeheime verschoben. Doch der Tod ist und wird immer ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens sein, ob wir das nun wahrhaben wollen oder nicht. Wenn wir den Tod als Teil des Lebens, als Teil unseres Lebens begreifen, ihm mutig und vielleicht sogar neugierig begegnen, dann bereichert er das Leben und stärkt das Vertrauen in sich selbst.

Alle Gefühle, die mit dem Tod zusammenhängen, eine vielleicht diffuse Angst oder andere unangenehme Gefühle sollten wir nicht verdrängen, sondern vielmehr neugierig erkunden. Es gibt viele Möglichkeiten dies zu tun:

  • komplentativ, indem wir z. B. einen Waldspaziergang machen oder einen Friedhof besuchen und uns die uns umgebene Vergänglichkeit bewusst machen;
  • meditativ, indem wir über ein Thema, z. B. die Vergänglichkeit und alles, was damit zusammenhängt, meditieren;
  • reflexiv, indem wir über das Thema nachdenken und uns schriftliche Aufzeichnungen machen oder
  • kommunikativ, indem wir uns mit nahestehenden Menschen über das Thema unterhalten und uns austauschen.

Quellen

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