Der 25. November bzw. der letzte Samstag davor bezeichnet alljährlich ein Tanzfest, den Tag des Kathreintanzes. Denn der Advent stand kurz bevor, wo Tanzveranstaltungen nicht erwünscht waren. So tanzte man ihren Tanz zum letzten Mal im Jahr.
Gedenktag der heiligen Katharina
Eben dieser 25. November als Gedenktag der heiligen Katharina von Alexandrien bedeutete jahrhundertelang das Ende öffentlicher Tanzveranstaltungen: „Kathrein stellt den Tanz ein„.
Dieser ländlich-katholische Brauch wurde vor allem in den deutschsprachigen Alpenländern und im fränkischen Raum gepflegt. Warum sollte nicht mehr getanzt werden? Die Adventszeit sollte eher der Buße und der Besinnung dienen und nicht dem Vergnügen.
Die Legende, welche aus dem 6. oder 7. Jahrhundert stammt, erzählt, dass die heilige Katharina eine Königstochter aus Zypern war. Sie soll mit 50 Philosophen diskutiert und alle überzeugt haben, dass sie sich sogar taufen ließen. Darüber war der Kaiser so erzürnt, dass er sie rädern und enthaupten ließ. Die jungfräuliche Katharina wurde nicht nur zu Patronin der Jungfrauen und Mädchen, sondern auch der Schüler, Lehrer und Universitäten. Das wundert nicht, denn ihre Heiligenlegende erzählt von ihrer hohen Intelligenz und Weisheit. Durch ihr Martyrium – Rädern und Enthaupten – wurde sie ebenso Schutzheilige für Berufe, die mit einem Rad oder Messer zu tun haben.
Beendigung der Tanzsaison
Die Räder der Vergnügungen, zum Beispiel der Tanz und die Räder der Arbeit sollen zum Stillstand kommen. Zu den Rädern der Arbeit zählen zum Beispiel Spinnräder und Mühlräder. All diese Aktivitäten sollen, beginnend vor dem Advent, bis zum Heiligen-Drei-König-Tag (6. Januar) zum Stillstand kommen.
Sinnbildlich konkretisiert sollte bei Kathreintänzen sogar nicht einmal im Kreis (Grundmotiv des Rads) getanzt werden. Die Bevölkerung scherte sich freilich oft wenig um diese „Tanz-Deadline“.
Mehrere Tanzformen beim Kathreintanz
Beim Kathreintanz kommt traditionell nicht nur eine einzige Tanzform zur Aufführung, sondern ganz im Gegenteil, eine möglichst bunt gemischte Enzyklopädie traditionell getanzten Volksbrauchtums.
Dazu zählen auch die schon lange integrierten Tänze, wie Walzer, Boarischer (Bayerisch-Polka, ein Volkstanz), Märsche, Schottischer Paartanz, Dreher (verschiedene Formen von Paartänzen), Mazurka, Zwiefacher (Volkstanz). Auch die komplizierten Figurentänze, wie die paarweise vorgeführten Reiftänze etc. zur Erinnerung an die kaum vergangene Erntezeit gehören dazu.
Somit ist der Kathreintanz ein einzigartiges Panoptikum ehedem bäuerlicher, städtischer wie höfischer Tanzformen und ein erhaltenswertes, lebendiges Zeugnis der damit verbundenen Kulturen.
Die Tanzabfolge bietet hierbei, ohne streng geregeltes Ablaufprotokoll, einen stetigen Wechsel regionaler Tanzformen mit beliebten Rundtänzen (Polka, Walzer etc.). Beginnend mit einem feierlichen Auftanz folgen meist Tanzblocks mit traditionellen süddeutsch-alpinen Volkstänzen alternierend eingeleitet von überregionalen Klassikern des Rundtanzes. Den Abschluss bildet überwiegend ein gemeinsam gesungenes Lied volkstümlichen Charakters.
Herkunft und Verbreitung der Kathreintänze
Insbesondere in den deutschsprachigen Alpenländern (vor allem Bayern, Österreich und Südtirol) sowie in Franken und Hessen sind Kathreintänze noch fester Bestandteil des Brauchtumkalenders. Heutzutage finden Kathreintänze vor allem im Rahmen terminorientierter Volksmusik-Treffen bzw. Veranstaltungen lokaler und regionaler Brauchtumsgruppen wie Trachten-, Schützen- oder Heimatvereine statt.
Der Kathreintanz vergegenwärtigt sich an der Schwelle zum Advent. Er gehört zu den ältesten Formen getanzten Volksbrauchtums im deutschsprachigen Raum bis in die heutige Zeit hinein.
Quellen
- Wikipedia (zuletzt aktualisiert: 29.05.20), Kathreintanz (aufgerufen am 16.06.22).
- Beitragsbild: Volkstanz, Adobe Stock.