Pilgerreise nach Mekka – religiöse Pflicht

Hadsch (auch Haddsch) ist die Bezeichnung für die islamische Pilgerreise nach Mekka. Es gibt die große Pilgerfahrt (Hadsch) und die kleine Pilgerfahrt (Umra). Worin sich beide unterscheiden, ist vor allem der Zeitpunkt, an welchen sie stattfinden. Jeder Gläubige ist religiös verpflichtet, einmal in seinem Leben nach Mekka zu pilgern.

Wann sollte die Pilgerreise nach Mekka stattfinden?

Der Hadsch (auch Haddsch), also die große Pilgerfahrt, kann nur während bestimmter Tage im Jahr stattfinden, und zwar innerhalb des 12. Monats des islamischen Kalenders (= Dhu l-Hiddscha), vom 8. bis zum 12. Tag. Sie dauert meistens 6 Tage und fällt auf die Zeit, wo das wichtigste islamische Fest gefeiert wird, das Opferfest. Die kleine Pilgerfahrt (Umra, auch Umrah) hingegen kann zu jeder Zeit im Jahr unternommen werden.

Beim islamischen Kalender handelt es sich um einen Mondkalender, der nur 354 bzw. 355 Tage im Jahr zählt. Aus diesem Grund verschiebt sich das Datum der islamischen Feste und religiösen Pflichten jedes Jahr um 10 bis 12 Tage nach vorne, wenn man den Sonnenkalender zugrunde legt. Im Laufe der Zeit wandern also alle islamischen Feste einmal durch den gesamten Sonnenkalender und damit durch jede Jahreszeit.

Die fünf Säulen des Islam

Die große Pilgerreise nach Mekka ist für jeden gesunden Muslim – ob Mann oder Frau – religiös verpflichtend und im Koran verankert: „Und die Menschen sind Gott gegenüber verpflichtet, die Wallfahrt nach dem Haus zu machen – soweit sie dazu eine Möglichkeit finden.“ – Sure 3, Vers 97: Übersetzung: Rudi Paret.

Die große Pilgerreise gehört zu den fünf Säulen des Islams. Die kleine Pilgerreise nach Mekka hingegen ist nicht verpflichtend, sondern eher eine Empfehlung.

Kaaba in der großen Moschee Mekkas
Jeder Muslime sollte einmal in seinem Leben die große Pilgerreise nach Mekka antreten.

Die fünf Säulen des Islam:

  • Islamisches Glaubensbekenntnis – Schahāda. Mit Abwandlungen lautet es: „Ich bezeuge, dass es keine Gottheit außer Gott gibt und dass Mohammed der Gesandte Gottes ist.“
  • Pflichtgebet – Salāt. Der Gläubige betet fünfmal am Tag in Richtung Mekka (Qibla), zu einer festen Uhrzeit.
  • Almosengabe (Almosensteuer) – Zakāt. Dabei handelt es sich um eine verpflichtende Abgabe eines festgelegten Anteils des eigenen Besitzes an Bedürftige und Personengruppen.
  • Fasten im Ramadan und das Fest des Fastenbrechens, welches den Ramadan beendet. „Saum“ oder „Siyam“ ist die Bezeichnung fürs Fasten.
  • Die große Reise nach Mekka – Hadsch. Sie kann nur zu einer bestimmten Zeit im Jahr unternommen werden, zum Zeitpunkt des Opferfests.

Wer darf nach Mekka pilgern?

Um die Stadt Mekka erstreckt sich ein heiliger Bezirk, zu dem nur Muslime Zutritt haben. Dazu gehört auch die Kaaba, das Zentralheiligtum des Islam, das im Hof der großen Moschee steht. Wie viele Gläubige die Pilgerreise antreten dürfen, wurde vorher geregelt. Saudi-Arabien gibt die Anzahl der zulässigen Pilger, nach Ländern getrennt, im Voraus bekannt, die sogenannte Quotenregelung. Denn die Pilgerreise so vieler Menschen ist mit einem enormen Aufwand verbunden und erfordert eine gute Organisation. Im Jahr 2024 traten etwa 2 Millionen Pilger die Reise an.

Allerdings wollen sehr viel mehr Menschen eine Pilgerreise unternehmen als es Plätze gibt. Wer sich z. B. aus Singapur anmeldet, muss damit rechnen bis zu 34 Jahre warten zu müssen. Denn die Quoten für diese Stadt sind enorm niedrig. Hinzu kommt: Erstpilger haben Vorrang. Wenn also ein Vater mit seinem Sohn eine Pilgerreise angetreten hatte und der Sohn seine spätere Frau begleiten möchte, hat er keinen Vorrang.

Für die Pilger selbst ist die Wallfahrt mit großen Anstrengungen und Strapazen verbunden. Hinzu kommt, dass sie bei jedem Wetter stattfindet, auch in Zeiten großer Hitze, wo die Temperatur auf über 40 °C steigt. Eine andere Hürde besteht darin, dass sich nicht jeder Gläubige solch eine Pilgerreise leisten kann. Viele Menschen sparen viele Jahre lang, um ihre heilige Pflicht zu erfüllen. Doch es gibt Möglichkeiten für ärmere Menschen, günstige Angebote bzw. Zuschüsse von Wohltätigkeitsorganisationen zu bekommen.

Seit 2021 ist es Frauen erlaubt, alleine nach Mekka zu pilgern und den Hadsch ohne einen Mann oder männlichen Vormund durchzuführen. Das gibt ihnen die Freiheit ihren religiösen Pflichten unabhängiger nachzukommen.

Sinn der Pilgerreise

Eine Pilgerreise anzutreten, bedeutet immer, Opfer zu bringen. Was das im Einzelnen bedeutet und wie dies umgesetzt wird, bleibt den Durchführenden überlassen. Letztlich geht es jedoch um die Erneuerung des Glaubens und darum, ein (noch) besser Mensch zu werden, der von allen Sünden seiner Vergangenheit befreit wurde. Mit der Pilgerreise ist eine Art Neuanfang verbunden.

Ritueller Ablauf – Stationen des Hadsch

Folgende Stationen sind essenziell, um den Hadsch zu erfüllen. Die verschiedenen Stationen symbolisieren verschiedene Aspekte des Glaubens und der religiösen Hingabe.

Pilgerreise nach Mekka
Ihram – traditionelle Kleidung für die Pilgerreise der Männer

Kleidung: Ihram – Weihezustand

Am 8. Tag des 12. Monats Dhu I-Hiddscha kleiden sich die Männer in zwei weiße, ungesäumte Tücher, die sehr einfach gehalten sind. Das symbolisiert: Jeder Mensch ist gleich, unabhängig davon, ob es sich um einen Bankdirektor oder einen Taxifahrer handelt. Frauen tragen die übliche islamkonforme Kleidung. Sie dürfen sich nicht vollverschleiern und keine Handschuhe tragen. Frauen wie Männer dürfen sich nicht die Nägel schneiden. Männer dürfen sich weder rasieren noch kämmen.

Der Gläubige tritt in den Weihezustand ein, indem er sich rituell reinigt und seine Absicht für den Hadsch ausspricht. Wenn er ein Mann ist, legt er seine weiße Kleidung (Ihram) an. Solange er sie trägt, befindet sich der Gläubige im Weihezustand.

Tawaf – Umrunden des Heiligtums in Mekka

Tawaf meint die 7-malige Umkreisung der würfelförmige Kaaba in der Heiligen Moschee in Mekka. Gegen den Uhrzeigersinn beginnt und endet die Umkreisung am Hadschar al-Aswad, dem Schwarzen Stein. Der Tawaf ist eine wichtige rituelle Handlung, die während des Hadsch öfter durchgeführt wird. Er symbolisiert die Einheit aller Muslime und die Hingabe an Allah.

Der Schwarze Stein ist in der östlichen Ecke der Kaaba in der Heiligen Moschee eingebettet. Er besteht aus mehreren Fragmenten, die durch einen silbernen Rahmen fixiert wurden. Seine Farbe ist rötlich-schwarz. Die Muslime versuchen ihn während der Tawaf zu berühren, was natürlich nicht für jeden möglich ist. Über die Herkunft des Steines weiß man nichts Gesichertes. Er wird als Meteorit angesehen und gilt als von Allah gesandt. Der Stein symbolisiert die Verbindung zwischen dem Himmel und der Erde. Er hat eine zentrale Rolle beim Hadsch und der Umra.

Saʿy oder Sa’i in Mekka – Ort des Eilens

Gemeint ist der siebenmalige Lauf zwischen den Hügeln Safa und Marwa. Diesen Weg, der sich in der Heiligen Moschee in Mekka befindet, nennt man auch den Ort des Eilens. Der rituelle Lauf will an die Frau von Abraham, namens Hagar, erinnern, die nach Wasser für ihren Sohn Ismael suchte. Ihre Suche symbolisiert Geduld, Ausdauer und Vertrauen in die Hilfe Gottes.

Arafat - Berg und Ebene
Wakfa – Stehen und Verweilen – um zu beten und zu meditieren

Arafat: Wakfa – Stehen und Verweilen

Am 9. Tag des Monats Dhu I-Hiddscha versammeln sich die Pilger auf dem Berg Arafat für die wichtigste Zeremonie der Hadsch: der Wakfa (auch Wuquf). Das Wort lässt sich mit „Stehen“ und „Verweilen“ übersetzen. Denn während der Wakfa versammeln sich die Pilger auf der Ebene von Arafat, um zu beten und zu meditieren. Sie bitten Allah um Vergebung, was für die meisten der emotionalste Teil der Wallfahrt ist (Hingabe und Demut). Sie verweilen dort bis zum Sonnenuntergang. Dieser Tag wird oft als Höhepunkt der Hadsch gesehen, da er an den Tag des Jüngsten Gerichts erinnern soll.

Muzdalifa – Übernachtung unter freiem Himmel

Nach dem Aufenthalt in Arafat begeben sich die Pilger nach Sonnenuntergang nach Muzdalifa, um dort Steine für das Steinigungsritual zu sammeln und die Nacht unter freiem Himmel zu verbringen. Das gilt zumindest für die Gläubigen, denen es möglich ist. Alle anderen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht draußen übernachten können, ziehen weiter nach Mina.

Muzdalifa ist also der Ort, wo sich die Pilger ausruhen und beten, bevor sie am nächsten Morgen nach Mina weiterziehen. Der Aufenthalt in Muzdalifa symbolisiert Demut und die Bereitschaft, sich den Herausforderungen zu stellen.

Mina – rituelle Steinigung

Die Pilger begeben sich zur Jamarat-Brücke und werfen die Steine (7, 49 oder 70) auf die Jamarat (auch Dschamarat – Steinsäulen bzw. hohe Mauer), die den Teufel symbolisieren. Sie sollen versucht haben, Abraham zu verführen.

Opferfest (Eid al-Adha)

In Mina wird am 10. Tag des 12. Monats Dhu I-Hiddscha das Opferfest (Idu I-Adha) gefeiert. Es handelt sich um den höchsten islamischen Feiertag, welcher von allen Muslimen auf der ganzen Welt begangen wird. Die männlichen Pilger rasieren sich das Haupthaar oder kürzen es; Frauen schneiden sich eine Haarsträhne ab. Diese mehr oder weniger symbolische Trennung von den Haaren soll den Beginn eines neuen Lebensabschnitts, befreit von Sünden, einläuten.

Im Anschluss schlachtet man Opfertiere, behält für sich einen kleinen Teil und überlässt den Armen den Rest. Danach ist der Ihram aufgehoben. Mit Ausnahme des Geschlechtsverkehrs sind alle Verbote aufgehoben, die mit dem Tragen des Pilgergewands verknüpft waren.

Kaaba in Mekka
Jeder möchte den Schwarzen Stein (Hadschar al-Aswad) berühren oder gar küssen

Tawaf al-Ifada in Mekka

Nach dem Opferfest wird ein weiterer Tawaf um die Kaaba durchgeführt, d. h. 7-malige Umrundung.

Tawaf al-Wada in Mekka

Dabei handelt es sich um die Abschiedstawaf, die letzte Handlung des Hadsch. Denn danach verlassen die Pilger Mekka.

Eine Person, die den Hadsch vollzogen hat, bekommt einen Ehrentitel „Hāddsch (حاج)“.

Quellen

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