Carnaria: Fest der römischen Göttin Carna (Cardea)

Das Fest der römischen Göttin Carna, welches Carnaria heißt, feierte man ursprünglich am 1. Juni. Es handelt sich um ein sehr altes, antikes Fest, das man heute nicht mehr feiert. Oft wird die Göttin Carna mit der Göttin Cardea gleichgesetzt, was einer Erzählung von Ovid zu verdanken und vermutlich seine Erfindung ist.

Römische Göttin Carna und ihre Riten

Carna gehört zu den kleineren römischen Gottheiten. Sie galt als die Schutzherrin der inneren Organe, insbesondere des Herzens.

Ihr Fest Carnaria feierten die Alten Römer am 1. Juni. Dieser Tag galt als der Tag der Stiftung des Tempels der Göttin auf dem Caelius, einem der sieben Hügel, auf welchen Rom erbaut wurde.

Ein zentraler Ritus bestand darin, einfache Gerichte mit Bohnen und Speck zu opfern und zu essen, was sich beides nicht ausschließt. Denn nachdem die Opfergaben der Göttin geopfert wurden, verzehrte man sie anschließend. Der Verzehr dieser Speisen sollten den Teilnehmern im kommenden Jahr Schutz und Gesundheit bringen. Das Fest nannte man auch Kalendae fabariae, was mit „Bohnenerster“ übersetzt werden kann.

Speck und Bohnen zum Fest Carnaria
Bohnen gab es schon in der Antike, z. B. Lima-, Prunk- und Tepary- und grüne Stangenbohnen.

Auch wenn man nicht viel über dieses Fest Carnaria und die Göttin weiß – Schutz und Gesundheit war den Menschen schon immer ein sehr wichtiges Anliegen. Warum es mit Bohnen und Speck in Zusammenhang gebracht wurde, könnte damit zusammenhängen, dass beides sehr nahrhaft ist und gut, lang anhaltend sättigt.

Gleichsetzung mit der Göttin Cardea

Dass die Göttin Cardea mit der Göttin Carna gleichgesetzt wurde, liegt an einer Erzählung von Ovid, der die beiden Göttinnen miteinander identifizierte, obwohl sie sich nicht sonderlich ähnlich sind. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich um eine dichterische Erfindung.

Cardea leitet sich lateinisch von cardo her, was „Türangel, Scharnier“ bedeutet. Es handelt sich also um eine Göttin der Schwellen, der Türscharniere und Türgriffe. Ovid erzählt uns, dass Cardea ursprünglich den Namen Carne trug. Sie war eine schöne jungfräuliche Nymphe in einem Hain am Fluss Tiber und hatte viele Verehrer, die sie um ein Stelldichein baten. Sie bat ihren Verehrer, er soll in eine Höhle vorausgehen, da sie sich unter offenem Himmel schäme. Sobald er sie aus dem Auge verlor, entwischte sie ihm, indem sie sich in den Büschen versteckte. Eines Tages bat sie der doppelgesichtige Janus um ein Stelldichein und ließ sie nicht aus seinen Augen. So konnte Cardea nicht entwischen; sie musste ihr Versprechen einlösen und sich ihm hingeben.

Als Dank bekam sie von Janus Macht über die Türscharniere, Türgriffe und über den Weißdorn (ein Baum mit Stacheln). Mithilfe des Weißdorns vollzog sie auf der Schwelle dreimal ein bestimmtes Zeichen und hielt dadurch böse Zauber vom Haus und dessen Bewohner fern. Ovid schreibt: Ihre Macht ist es, zu öffnen, was geschlossen ist; zu schließen, was geöffnet ist.

Schutzgöttinnen: Carna und Cardea

Trotz aller Unterschiede – eine Verbindung und Gemeinsamkeit der beiden Göttinnen springt ins Auge. Denn beide, die Göttin Carna und die Göttin Cardea, sind Schutzgöttinnen. Während Carna den Körper schützt, in welchem die Seele wohnt, schützt Cardea das Haus, in welchen der Mensch mit seinen Liebsten wohnt. Vielleicht war diese Parallele der Grund, warum Ovid beide Göttinnen miteinander vereinen wollte.

Quellen

  • Wikisource (aktualisiert am 4. April 2022), Carna.
  • Wikisource (aktualisiert am 4. April 2022), Cardea.
  • Wikipedia (aktualisiert am 30. Dezember 2024), Cardea.

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