Leonhardiritt – festliche Prozession

Der christliche Leonhardiritt, (auch Leonhardifahrt oder Leonhardiumzug), ist ein Brauch, der vorwiegend in Bayern und Österreich praktiziert wird. Es handelt sich dabei um eine festliche Prozession von (heute vorwiegend) Pferden, die im Anschluss an die Prozession gesegnet werden.

Jahrhundertealte Tradition

Der urkundlich aufgezeichnete erste Ritt fand in Kreuth beim Tegernsee im Jahre 1440 statt. Doch erst seit dem 18. Jahrhundert wird der Brauch regelmäßig durchgeführt. In manchen Orten geriet er in Vergessenheit und wurde dann wiederbelebt, wie zum Beispiel in Kundel. Dort wurde in den 60er Jahren ein Mittel gesucht, um die Leonhardskirche zu restaurieren. Daraufhin erinnerte man sich an den Brauch und führte ihn wieder neu ein.

Der Heilige Leonhard – Schutzpatron der Tiere

Der Namenstag des Heiligen Leonhards ist am 6. November und in der Nähe dieses Termins, an benachbarten Wochenenden, wird der Leonhardiritt meistens abgehalten. In manchen Regionen findet er im Sommer statt. Mir scheint, dass er zu Coronazeiten öfter in den Sommermonaten stattfand.

Der Heilige Leonhard ist Schutzpatron der Tiere, überwiegend von Rindern und Pferden. Denn sie waren früher unverzichtbare Arbeitstiere für die Landwirtschaft. Die Menschen lebten bäuerlich, zumindest größtenteils. Das Arbeits- und Nutztier sollte arbeitsfähig und gesund bleiben und wurde daher gut gepflegt. Dazu gehörte auch der einmal jährliche christliche Segen. Heute werden vorwiegend Pferde gesegnet. Oft sind einige Ponys und Esel dabei.

Sankt Leonhard soll Rosse und Reiter vor Unfällen, frühzeitigem Sterben und vor Krankheiten schützen. Eine alte Bauernregel lautet: „Nach der vielen Arbeit Schwere, an Leonhardi die Rösser ehre.“ (Wikipedia: Leonhardifahrt)

Die Prozession – der Leonhardiritt

Für die Prozession wird alles schick gemacht – die Pferde gestriegelt und die traditionell bemalten Kastenwägen und Kutschen herausgeputzt. Sowohl die Kutschen und Wägen als auch die Pferde werden teil auswendig und festlich geschmückt. Frauen, Männer und Kinder, die am Leonhardiumzug teilnehmen, sind traditionell in festlicher Tracht gekleidet, nach Brauchtum der Ortschaft. Das betrifft zum Teil auch die Reiter.

Ich selber war in Grafing (Nähe München) zweimal bei einem Leonhardiumzug dabei, allerdings unter den Zuschauern. Die gesamte Innenstadt wurde für dieses große Ereignis abgesperrt. Ich fühlte mich in eine sehr frühe Zeit zurückversetzt, denn die Gespanne, der Schmuck und die Wägen waren historisch, aber sehr gepflegt und gut erhalten. Es war ein sehr schönes Erlebnis in eine alte Zeit einzutauchen und sich alles genau anzusehen.

Die Prozession in Grafing umkreiste dreimal den Stadtinnenkern und führte dann zur Kirche, wo im Rahmen einer christlichen Mette die Pferde gesegnet wurden.

Wer sich für Leonhardifahrten interessiert oder zeitlich zufällig in der Gegend ist, hier sind die Termine für die unterschiedlichen Ortschaften zu finden: Leonhardifahren.

Bekannte Orte, wo der Leonhardiritt stattfindet

In manchen Orten wie Kundel und Bad Tölz werden festlich geschmückte Wagen, sowie Reliquien oder eine Statue des Heiligen mitgeführt. Es gibt Orte, wo ein christlicher Leonhardiritt mit einem kleinen Jahrmarkt gekoppelt ist.

Am berühmtesten und größten ist der christliche Leonhardiritt in Bad Tölz. Hier dürfen nur eisenbeschlagene Wagen (keine Gummireifen) teilnehmen, um die Authentizität zu wahren. Im Jahr 2005 gab es in Bad Tölz sogar eine eigene Briefmarke, da man das 150. Jubiläum feierte.

Der Leonhardiritt wurde des Öfteren als Motiv für Kunstwerke verwendet, so zum Beispiel von Albin Tippmann (1872-1952) oder Peter von Hess aus dem Jahr 1825.

Für den Leonhardiritt berühmt sind außerdem jene Orte: Thiersee, wo er auf ein Gelöbnis von 1704 zurückgeht, Leogang, Pettenbach, Desselbrunn, St. Leonhard bei Grödig, Benediktbeuren, Grafing und Rottenbuch.

Quellen

  • Wikipedia (zuletzt aktualisiert: 10.05.22) Leonhardifahrt (aufgerufen am 18.06.22).
  • Leonhardi-Umzug in Grafing, Nähe München im Jahr 2015 mit vielen Fotos – ein Erfahrungsbericht von mir.

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